In der Stadt sind Autos eine Belastung für uns alle.
Seit der Säbelzahntiger ausgerottet wurde, hat der Mensch keine Feinde mehr. Gibt es daran Zweifel? Ja, ich habe Zweifel an dieser Theorie. Täglich sterben in der EU durchschnittlich mehr als 70 Menschen den Autotod. Jedes Jahr nimmt weltweit die Zahl der fahrlässigen Tötungen (Unfälle) zu. Hinzu kommen dann noch bösartige Tötungen (Terror) mit Fahrzeugen aller Art. Das Auto kostet jedes Jahr mehr Menschenleben als der Säbelzahntiger jemals gefressen hat.
Es ist kein Trost, wenn die Zahlen der Unfallopfer ein Jahr mal nicht weiter steigen. Es ist ein Armutszeugnis, dass wir solche Zustände dulden! Vergessen Sie bitte auch nicht die vielfachen Schwerverletzten, die ein Leben lang unter den Folgen von Autounfällen zu leiden haben. Gibt es noch Menschen, die keine Unfallopfer in ihrer Familie zu pflegen oder zu betrauern haben? Der Autoverkehr produziert deutlich mehr Tote, als es alle Kriege dieser Welt jemals geschafft haben.
Anscheinend haben inzwischen viele Berliner Autofahrer ein so hohes Schutzbedürfnis, dass sie sich die jeweils größten Autos mit den fettesten Knautschzonen und den meisten Airbags kaufen - egal, ob und wie schnell sie damit fahren können und ob sie dafür einen Parkplatz finden oder nicht. Die Autowerbung präsentiert gerne den gutgelaunten Käufer des hochglanzpolierten, neuesten Modells allein auf einer freien Landstraße - am besten noch in einer ländlichen Idylle mit seiner Liebsten. Da kann ich wirklich nur laut und herzlich lachen. Im Alltag wird aus der Fahrspaß-Illusion der Werbung oft schnell ein einsames Dahinschleichen in schlechter Luft im Stau. Das hat fatale Folgen für unsere Stadt. Eigentlich müßte eine derartige Werbung verboten werden!
Warum lassen unsere gewählten Interessenvertreter so viele Autos in unserer direkten Umgebung zu allen Tageszeiten so nah an uns heran? Wer wählt solche Politiker? Ich empfinde täglich großen Stress im Berliner Stadtverkehr. Das ist kein Spaß!
Und so geht es scheinbar vielen. Wir entscheiden uns dann rein emotional beim nächsten Autokauf für ein noch größeres Auto mit noch mehr Knautschzone und noch mehr Airbags. Damit sind wir dann persönlich gut gerüstet, lebend durch diesen verrückten Verkehr wieder nach Hause zu kommen. Rational ist das wenig sinnvoll, da solch eine Lösung nur so lange etwas taugt, bis der Nachbar sich ein noch größeres Auto kauft, z.B. mit Küche (wie Frau Merkel auf der IAA vorschlug), um dann im Stau nebenbei die Schulbrote für die Kinder zu schmieren:
Berlin ist Igitt sagt der Berliner und untertreibt dabei gewaltig. Die Anzahl der Verletzten im Verkehr steigt, wie Sie den offiziellen Statistiken des DVR entnehmen können. Wer etwas anderes verkündet, lügt! Die Verkehrspolitik in Berlin ist ein anarchisches Treiben - keine Vision, kein Plan, keine Taten, nur Chaos.
Große Autos stehen für Macht und demonstrieren Stärke. Sie verdrängen kleine Autos; diese verdrängen wiederum weitere Verkehrsteilnehmer. Mopedfahrer weichen inzwischen auf Fahrrad- und Fußgängerwege aus, von verträglichem Miteinander keine Spur. Personen in Autos sind im Stadtverkehr bestens geschützt durch Airbags u.ä. . 'Tschuldigung' wird dahingemurmelt, wenn ein ungeschützter Verkehrsteilnehmer unter dem Fehlverhalten eines Autofahrers zu leiden hat. Die Behandlung der Verletzten und die Beerdigung der Toten dürfen dann ggf. die Familien der Geschädigten, die Krankenversicherten und der Steuerzahler bezahlen. Darüber hinaus werden schwächere Verkehrsteilnehmer gerne auch noch im Internet gemobbt - 'ist ja selbst schuld' und Schlimmeres.
Autos sind schuld an unserem täglichen Stress, machen uns krank und bringen uns letztendlich auf vielerlei Arten um. Das muss sich ändern. Wir haben dringenden Handlungsbedarf! Aber kriegen die
Berliner das überhaupt hin?
(http://www.berliner-zeitung.de/berlin/foto-spezial-zum-glueck-nicht-in-berlin-1542796)